„Blaulichtgottesdienst“

Es geht auch um die Nächsten

Schrobenhausen – Bei einem „Blaulichtgottesdienst“ in Schrobenhausen-Mühlried stand das Engagement der Helfer von Rettungsdiensten, Feuerwehr und Technischem Hilfswerk im Mittelpunkt. Vor Beginn der Feier berichteten Einsatzkräfte von ihren Erfahrungen – unter anderem bei der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal. 

Organisiert hatte den ökumenischen Gottesdient die Notfallseelsorge des Bistums Augsburg, System Neuburg-Schrobenhausen. Den Rahmen bildete an diesem späten Samstagnachmittag die Heilig-Geist-Kirche in Mühlried bei Schrobenhausen mit ihrem großen Kirchenraum. Gekommen waren Abordnungen und Helfer von Feuerwehr, Rettungsdienst, Polizei sowie THW des Landkreises Neuburg-Schrobenhausen. 

Bereits eine  Stunde vor Beginn waren Einsatzkräfte mit ihren Fahrzeugen sowie das regionale Team der Notfallseelsorge und das Kriseninterventionsteam vom Roten Kreuz vor der Kirche. Das THW präsentierte ein Fahrzeug, das nach der Katastrophe im Ahrtal mehrmals zum Einsatz gekommen war. 

Spenden direkt ans Ahrtal

„Wir mussten retten, bergen und räumen“, berichtete einer der Helfer.„Es ist nicht einfach, die Eindrücke von manchen Einsätzen zu verdauen, die man so mitbekommt“, schildern zwei junge Einsatzkräfte aus Schrobenhausen und Neuburg ihre Erfahrungen: „Manchmal kann es auch durchaus gefährlich sein. Beispielsweise war Vorsicht geboten, als in Ahrweiler eine Fußgängerbrücke wegen Einsturzgefahr von uns abgerissen werden musste.“ Die jungen engagierten Helfer freute es besonders, „dass die Spendensammlung beim Blaulichtgottesdienst direkt an die Opfer im Ahrtal für dringend benötigte Hilfe geht, so wie wir als THW es angeregt haben“. 

Den Gottesdienst leiteten der evangelische Pfarrer Gerhard Rupprecht aus Schrobenhausen und der katholische Dekan Werner Dippel, der auch in der Notfallseelsorge tätig ist. Auch Diakon Andreas Buchfelder aus der Pfarrei St. Jakob, selbst aktiver Helfer in der Notfallseelsorge, war mit dabei. Den Feuer­wehrchor Schrobenhausen leitete Christina Hellmich, auch die Gottesdienstbesucher waren zum Mitsingen eingeladen. 

Pfarrer Rupprecht legte seiner Ansprache Worte aus dem Lukas­evangelium (6,43–46) zugrunde: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“ Es gebe zwei Möglichkeiten, zu handeln, führte er aus. „Entweder es geht um einen selber, um die eigene Karriere, um das Geld, das man selber einsteckt, um die Macht, die man erreicht, die Anerkennung, das Prestige – oder: Es geht einem auch um seine Nächsten.“ Helfer opferten Stunden und sogar Tage, die man auch mit der Familie oder mit Freunden verbringen könnte, im Einsatz für andere. Hinzu kämen noch Einsätze am Feierabend oder an Feiertagen wie Weihnachten.

Leistungen wertschätzen

Dabei tue es weh, sagte der Geistliche, mitzubekommen, wie manche rücksichtslose Zeitgenossen „Katastrophen-Tourismus betreiben, mit dem Handy filmen und uploaden, wenn andere gerettet und versorgt werden müssen“. Wichtig sei es, die Leistungen der Helfer wertzuschätzen und ihnen faire Arbeitsbedingungen zu bieten. 

Diese eindringlichen Worte hörten zwar viele Helfer, die gekommen waren, aber nur sehr wenige Gottesdienstbesucher aus der Bevölkerung. So stammen auch die Spenden in Höhe von knapp 500 Euro wohl in erster Linie von denjenigen, die sowieso schon Zeit und persönlichen Einsatz in die Hilfe für ihre Mitmenschen investiert haben. 

Auch im nächsten Jahr soll wieder ein Blaulichtgottesdienst stattfinden. Die Verantwortlichen hoffen, dass dann mehr Interesse seitens der Bevölkerung besteht und die Einsatzkräfte eine angemessene Wertschätzung erfahren.

Erich Engl